Intramolekulare Wasserstoffbrücken in Aminosäuren. |
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-Aminobuttersäure ist physiologisch wichtig als inhibitorische Neurotransmittersubstanz; aus diesem Grund hat sie eine oft verwendete Abkürzung erhalten: GABA (= Gamma Amino Butyric Acid). Die Neutralform von GABA bildet insgesamt vier Konformere mit O-H···N Wasserstoffbrücken, die zwei Enantiomerenpaare bilden. Eines dieser Enantiomerenpaare hat eine Geometrie vom Umschlagtyp, in der die COOH-Gruppe, das Stickstoffatom, und die Kohlenstoffatome und ungefähr in einer Ebene liegen; das andere hat die Kohlenstoffatome und außerhalb der Ebene, die durch die COOH-Gruppe, das Kohlenstoffatom und das Stickstoffatom gebildet wird. Die Wasserstoffbrücken sind in diesen beiden Paaren unterschiedlich stark: stärker im erstgenannten Paar, schwächer im letztgenannten. Die Überlappung der Kalotten in den Abbildungen zeigt die unterschiedliche Stärke sehr gut.
So wie in Glycin und -Alanin sind die wasserstoffbrückengebundenen
Konformere nicht die globalen Minima der Potenzialfläche.
Die Struktur des globalen Minimums von GABA ist analog zu der von
-Alanin: die
COOH-Gruppe und die Kohlenstoffatome und
liegen in einer Ebene, das Kohlenstoffatom ragt aus dieser heraus,
und die Aminogruppe ist zur Carbonylgruppe hin orientiert.
So wie in -Alanin
ist die daraus resultierende Wechselwirkung zwischen Carbonylsauerstoffatom
und dem Wasserstoffatom der Aminogruppe keine Wasserstoffbrücke.
Die Potenzialfläche von GABA enthält 62
symmetrie-eindeutige Energieminima; unter diesen ist ein einziges, das
eine N-H···O=C Wasserstoffbrücke ausbildet. Die
Geometrie dieses hochenergetischen Konformeren, das die COOH-Gruppe in der
energetisch ungünstigen trans-Orientierung hat, ist neben diesem
Absatz gezeigt. Bemerkenswerterweise sind dieses Konformer, sein Enantiomeres
und die Konformere mit der
starken N···H-O Wasserstoffbrücke die einzigen
wasserstoffbrückengebundenen Konformere in der GABA-Potenzialfläche.
Analog zu -Alanin gibt es auch für GABA Reaktionswege, die die O-H···N Wasserstoffbrücke intakt lassen. Im Falle von GABA sind es zwei energetisch unterschiedliche Reaktionswege, die die verschiedenen wasserstoffbrückengebundenen Konformere in einem geschlossenen Zyklus A-B-a-b-A ("a" und "b" bezeichnen die Spiegelbilder) verbinden. Jedes dieser Konformere hat daher die "Wahl" zwischen zwei verschiedenen wasserstoffbrückenerhaltenden Wegen. Im Unterschied zu 3-Aminopropanol, wo es einen analogen Reaktionszyklus gibt, haben diese Reaktionen in GABA für die wasserstoffbrückengebundenen Konformere jeweils die kleinsten Potenzialbarrieren.